Georg Marschall
Vor 50 Jahren, am 26. Januar 1956, starb der Maler Georg Marschall in Feuchtwangen. Er war 1871 als achtes Kind einer Wittstocker Familie geboren worden. Seine künstlerische Begabung wurde früh entdeckt und so studierte er bereits im Alter von 16 Jahren an der Akademie der Künste zu Berlin Malerei und Bildhauerei.
Er war Meisterschüler bei Adolph von Menzel und Anton von Werner. Besonders hatte er sich auf Historiengemälde und Landschaftsmalerei spezialisiert. Auch der Kaiser wurde auf ihn aufmerksam und machte ihn zum kaiserlichen Hofmaler. Georg Marschall hatte jahrelang eine Professur an der Akademie der Künste inne und errang eine Reihe von Staatspreisen in Deutschland, Belgien, Portugal und Spanien. Einige seiner Gemälde fanden in Form von Reproduktionen und Künstlerpostkarten den Weg in so manche deutsche Wohnung.
Im Zusammenhang mit dem ersten Weltkrieg schuf er eine 13 Meter hohe Monumentalplastik, die Hindenburg darstellte („Der eiserne Hindenburg“).
Diese hatte ihren ursprünglichen Standort neben der Siegessäule, die sich eigentlich vor dem Schloss befand. Allein der Kopf Hindenburgs war 1,35 m groß.
Diese Plastik diente sogenannten Nagelungen – gegen Bezahlung konnte man zugunsten der Soldaten an der Front einen Nagel (in Kupfer, Silber oder Gold) in die Figur schlagen. 1919, nach dem Ende des Krieges, wurde diese Plastik entfernt und offensichtlich allen möglichen Institutionen und Einzelpersonen zum Kauf angeboten. Es fand sich niemand.
Mit der Abdankung des Kaisers im November 1918 wurde es insgesamt schwieriger für Georg Marschall, von der Kunst zu leben. Aus dieser Zeit sind finanzielle Unterstützungen des Bruders Paul Marschall überliefert, der als Pharmazeut in gesicherten wirtschaftlichen Verhältnissen lebte. Auch der Stadt Wittstock gehen noch alljährlich finanzielle Zuwendungen aus der Paul-Marschall-Stiftung zu. Nachdem bei einem Bombenangriff auf Berlin Marschalls gesamte Habe vernichtet worden war, verließ er 1943 seine Heimat und ging nach Dinkelsbühl. Ab 1947 lebte er bis zu seinem Lebensende in Feuchtwangen, wo sein Grab noch heute existiert.
Jeder, der das Rathaus in Wittstock betritt, wird auf die Übergabe des Stadtrechts am 13. September 1248 hingewiesen. Eigentlich ist das auf Georg Marschall zurückzuführen. Denn er schuf das Rathausbild zur Übergabe der Stadtrechtsurkunde, das 1954 beim Rathausbrand vollständig zerstört wurde.
Auch als Bildhauer war er in seiner Geburtsstadt tätig: Das Jahn-Friesen-Körner-Denkmal in den Wallanlagen unweit des Wittstocker Gymnasiums stammt von ihm.